Ausgabe 2 / 2019
Technik ohne Grenzen e.V.
VORANALYSE FÜR
EIN WASSERPROJEKT IN
EQUADOR
Diesen April besuchten Lisa Müller (RG
Erlangen) und Irmø Ebel (RG Aachen)
die kleine Gemeinde Buenaventura. Die
Gemeinde liegt abgelegen im Westen
Ecuadors und ist nur über unbefestigte
Straßen erreichbar. Ziel war eine Untersu-
chung mit verschiedenen Methoden, wie
langfristig eine stabile Wasserversorgung
in der Region sichergestellt werden kann.
Nachhaltigkeit und eine direkte und enge
Zusammenarbeit mit der dort lebenden
Bevölkerung waren hierbei ein wesentli-
cher Bestandteil der Agenda.
Die Gemeinde Buenaventura lebt hauptsäch-
lich von ihren landwirtschaflichen Erzeug-
nissen und den geringen Einkünfen aus dem
Verkauf landwirtschaflicher Erzeugnisse an
fliegende Händler. Bei den ersten Erkundun-
Messaufau mit ortskundigen Einwohnern
gen der RG Cape Coast wurde festgestellt,
dass das Hauptproblem der Gemeinde in der
fehlenden Wasserversorgung besteht. Ziel der
geeigneten Standort für einen Brunnen zu
stimmten, von einem Computer gesteuerten
Reise war es daher, die Möglichkeiten einer
finden. Neben Probebohrungen und Ramm-
Muster mit Spannung versorgt werden. Aus
Wasserversorgung zu prüfen und die dafür
arbeiten wurde zu diesem Zweck auch eine
der Änderung der elektrischen Werte an den
notwendigen Informationen zu beschaffen.
geoelektrische Untersuchung erörtert. In Bue-
Messelektroden kann der Widerstand berech-
Außerdem sollte die Zusammenarbeit mit der
naventura wurde eine geoelektrische Untersu-
net werden. Das daraus resultierende Profil
Gemeinde vertief und ihre Beteiligung an
chung durchgeführt, da eine Probebohrung in
wird von einem fachkundigen Geophysiker
dem Projekt gestärkt werden.
unserem Fall zu hohe Erwartungen in der Be-
unter Hinzunahme weiterer geologischer
Noch in Deutschland konnte Dr. Tobald
völkerung geweckt hätte und eine Rmmkern-
Daten interpretiert.
Müller aus München als Fachberater für
sondierung aufgrund der geringen Tiefe nicht
Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit
Geologie und Geophysik gewonnen werden.
geeignet ist. Das eingesetzte geoelektrische
mit dem Wasserforschungsinstitut CSIR und
Auf der Grundlage unserer Erfahrungen aus
Verfahren erzeugt ein 2D-Profil der Boden-
der für die ländliche Wasserversorgung in
früheren Projekten, Diskussionen mit der Ge-
eigenschafen, das auf den unterschiedlichen
Ecuador zuständigen Institution (CWSA)
meinde und Gutachten von Wasserinstituten
elektrischen Widerständen der Bodenschich-
durchgeführt. Sie verfügen über detaillierte
und Geologen erwies sich ein Brunnen im
ten beruht. Diese hängen vom Wassergehalt
Kenntnisse der Wasserqualität vor Ort, der
Vorfeld als die bestmögliche Lösung zur Be-
und dem Bodenmaterial ab. Für die Messung
Bodenverhältnisse und damit der Schwierig-
hebung der Wasserknappheit. Eines der Ziele
werden in regelmäßigen Abständen Elektro-
keiten, die bei der Umsetzung aufreten kön-
war es, die Geologie zu erkunden, um einen
den in den Boden gerammt, die in einem be-
nen. Außerdem bereichern sie das Projekt mit
Ausgabe 2 / 2019
ihrem Erfahrungswissen über verschiedene
bung von Buenaventura gibt es noch weitere
Arten der Wasserversorgung, ihren Kontak-
Gemeinden, in denen die Wasserversorgung
ten zu Bohrunternehmen und ihrer Erfah-
unzureichend ist. Das Team hat mit einer von
rung bei der Schulung von Gemeinden in der
ihnen näheren Kontakt aufgenommen, um
Nutzung und Wartung von Bohrlöchern.
sich ein genaueres Bild von der Situation vor
Während der Reise wurde zusammen mit der
Ort zu machen.
Dorfgemeinschaf ein Konzept entwickelt, um
die Nachhaltigkeit des Brunnens zu gewähr-
Ein Folgeprojekt in Buenaventura ist in
leisten. Dieses Konzept beinhaltet die Ausbil-
Aussicht gestellt. Wer sich für diese Projekte
dung eines Teams aus mehreren Gemeinde-
interessiert, kann sich an Lisa Müller oder
mitgliedern, die in Zukunf für den Brunnen
Irmø Ebel wenden.
verantwortlich sein werden. Da der bestehen-
Ein weiteres Ziel der Reise war die Durchfüh-
rung eines Workshops zum Tema Projekt-
evaluation und Projektmanagement. Die Idee
zu diesem Workshop entstand während der
Planung des Wasserprojekts in Buenaventura.
Während der Zusammenarbeit mit TeoG Ecu-
ador haben wir festgestellt, dass neben den
kulturellen Unterschieden auch fehlende Me-
thodik und Standards dazu führen können,
dass die Ergebnisse der Voruntersuchungen
nicht richtig sind.
Ein Bericht von Verena Huber
de handgegrabene Brunnen vorbildlich ge-
nutzt und gewartet wird, sind wir zuversicht-
lich, dass auch der neue Brunnen regelmäßig
gewartet werden wird. Um die Wartung und
eventuell notwendige Reparaturen durchfüh-
ren zu können, hat sich die Gemeinde bereit
erklärt, Geld in einen Fonds einzuzahlen,
Lisa Müller
aus dem eventuell notwendige Reparaturen
Ist Studentin im Bachelor Studiengang
bezahlt werden. In welchem Intervall und in
Geowissenschafen an der Friedrich-
welcher Höhe eingezahlt werden soll, wurde
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
bereits im Rahmen der Voruntersuchung
(FAU) Ihre Leistungen werden unter anderem
besprochen und grob festgehalten. Welche
von der Studienstifung des deutschen Volkes
Regelung in Zukunf gelten wird, wird jedoch
honoriert.
erst bei der Umsetzung festgelegt.
Im Zuge der Zusammenarbeit mit der Ge-
meinde wurde die Grundlage für ein weiteres
Irmø Ebel
Projekt in Buenaventura geschaffen. Dieses
Studiert im Master Elektrotechnik an
Projekt könnte sich mit der gemeinschaf-
der Rheinisch-Westfaelische Technische
lichen Produktion von Maniokpulver und
Hochschule (RWTH) Aachen und wurde
eventuell Palmöl beschäfigen. Der Gewinn
in diesem Jahr nicht nur für herausragende
aus der Produktion soll einer geplanten
Studienleistungen, sondern auch für sein
Vorschule zugute kommen. In der Umge-
soziales Engagement in verschiedenen
Projekten ausgezeichnet.